Frühjahrskur für den Rasen

Die Frühjahrskur für jeden Gebrauchs- und
Strapazierrasen

Rasen schonend aus Winterschlaf wecken
Der Frühling ist nicht mehr weit. Und der Rasen schläft noch? Es wird Zeit ihn zu
wecken. Noch ist er grau und winterlich, überall Laubreste und Äste als Überbleibsel
der Winterstürme. Ein kräftiger Eisenrechen oder Striegel, ein gewarteter Mäher und
Stickstoffdünger helfen den Rasen schonend, aber effektiv zu starten.
Im Frühjahr werden die Voraussetzungen für einen funktionstüchtigen, dichten und
attraktiven Rasens geschaffen, der dann über das ganze Jahr die Visitenkarte für jeden
Garten, aber auch für viele Sportvereine darstellt

Frühjahrskur für den Rasen
Im zeitigen Frühjahr stellt die Frühjahrskur (Mitte Februar bis Mitte März – je nach
Region) eine schonende, aber wirkungsvolle Maßnahme für den Start ins Rasenjahr
dar. Hierzu werden wenige technische Hilfsmittel, wie Eisenrechen, Fächerbesen
(Striegel beim Profi), ein Rasenmäher mit scharfen Messern und der richtige
Frühjahrsdünger benötigt, um die wichtigsten Komponenten zu benennen. Ein
Düngervorrat verschieden wirkender Dünger ist wichtig, um wie jetzt, bei der
Frühjahrsdüngung, den passenden Rasendünger ausbringen zu können. Der Rasen
sollte etwas abgetrocknet sein und wenn die Sonne dazu scheint, steigert das die
Motivation.

Ein kräftiger Rechen wirkt Wunder
Damit der Rasen ungestört von Hindernissen wachsen, aber auch gepflegt werden,
kann, muss als erstes alles, was sich darauf befindet, entfernt werden. Dazu wird der
ganze Rasen mit einem kräftigen Eisenrechen abgeharkt. Auf Sportplätzen kommt der
Rasenstriegel dazu zum Einsatz. Das dabei die eine oder andere Graspflanze mit
entfernt wird ist kein Problem, sondern erwünscht. Viele dieser toten oder zumindest
geschwächten Pflanzen sind krank. So werden gleichzeitig Infektionsträger entfernt.
Nach dem Striegel Einsatz wird der Sportrasen daher mit Grasauffang gemäht.
Zu diesem frühen Zeitpunkt im Jahr sollte der Vertikutierer noch nicht zum Einsatz
kommen. Er macht zu viele Schäden an den Gräsern, die sich noch nicht regenerieren,
da noch kein Wachstum vorhanden ist.

Walze – wenn überhaupt – schonend einsetzen
Maulwurfshügel und auch Regenwurmhaufen sind einzuebnen und die Erde gut zu
verteilen. Haben Wühlmäuse ihre flachen Gänge im Rasen hinterlassen ist es wichtig
diese gut anzudrücken. Dabei kann man Schritt für Schritt, bzw. Fuß vor Fuß,
vorgehen oder bei größeren Flächen mit einer nicht zu schweren Walze arbeiten.
Einmaliges Anwalzen reicht aus, um den Bodenschluss wieder herzustellen. Dabei ist
wichtig, dass der Boden nicht zu nass ist, da es sonst zu Verdichtungen kommt, die
dann andere Probleme nach sich ziehen. Ein leicht feuchter Boden eignet sich am
besten, wenn es denn überhaupt nötig ist.

Abb. 1: Wachstumskurve der Kaltzonengräser in Mitteleuropa (nach TURGEON, 2006);
Grafik: U. KNÖDLER.
Erster Schnitt mit scharfen Messern
Nach dem Abrechen des Rasens wird ersichtlich, wie unterschiedlich lang die Gräser
im Winter geworden sind. Manche sind im milden Winter doch gewachsen. Das gilt
insbesondere für manche im Rasen unerwünschten Arten, die seine Funktion
beeinträchtigen. Sei es, weil sie optisch stören (andere Blattfarbe, grobe Blätter etc.)
oder seine Nutzbarkeit für den Sport, wegen mangelhafter Scherfestigkeit, mindern.
Beispiele sind die Gemeine Rispe (Poa trivialis) oder Honiggräser (Holcus spp.). Und mit
ihren großen Blättern machen sie bereits Fotosynthese und verschaffen sich einen
Wachstumsvorteil.
Mit ihren flachen Seitentrieben breiten sich die Flecken daher im Frühjahr rasch aus.
Daher kommt im Anschluss zum ersten Mal im Jahr der Rasenmäher zum Einsatz.
Damit wird der Wachstumsvorteil dieser Gräser erst einmal ausgebremst. Die
Schnitthöhe ist dazu auf rund vier Zentimeter eingestellt, wo sie auch bis zum Juni
bleiben sollte.
Das Schnittgut dieses ersten Schnittes wird mit dem Fangkorb aufgefangen bzw. mit
einem Rechen vom Rasen entfernt.
Den Mähroboter erst danach aktivieren.

Frühe Rasendüngung mit dem richtigen Stickstoff
Warum ist diese frühe, erste Stickstoffgabe so wichtig? Im zeitigen Frühjahr (Mitte
Februar bis Mitte März – je nach Region) steht in der Regel noch ausreichend
Winterfeuchte bzw. Niederschlag zur Verfügung, sodass die Düngerkörner gut gelöst
und die Nährstoffe schnell über die Wurzel aufgenommen werden können.
Gräserwurzeln sind zu diesem Zeitpunkt schon sehr aktiv und nehmen den Stickstoff
rasch auf (Abbildung 1). Während die Grasblätter nämlich noch kein Wachstum
zeigen, legen die Wurzeln los. Sie haben ein geringeres Temperaturoptimum als
Blätter oder Triebe (Abbildung 1). Stickstoffdüngung hat daher zu diesem Zeitpunkt
kaum oder ein nur sehr geringes Blattwachstum zur Folge.
Wichtig ist es jedoch auf die richtige Stickstoffform zu achten! Nur die direkt
pflanzenverfügbaren Stickstoffformen Ammonium (NH4) und Nitrat (NO3) bewirken
im noch kalten Boden eine Wirkung. Organische Dünger müssen erst von
Mikroorganismen mineralisiert werden, diese beginnen ihre Tätigkeit jedoch erst ab
Bodentemperaturen von mindestens 12 °C. Bei der Beschaffung im Gartencenter,
beim Gärtner oder im Fachhandel sollte ganz gezielt auf die schnellverfügbaren
Anteile geachtet werden. Das Deklarationsfeld auf der Packung gibt Auskunft zu den
Anteilen.

Abb. 2: Grüneffekt nach frühzeitiger Stickstoffdüngung auf dem Sportrasen
(ungleichmäßige Ausbringung, vorne ungedüngt) (Foto: M. Bocksch).
Chlorophyll natürlicher Farbstoff
Der winterliche Gelbton weicht nach der Startdüngung einem frischen, kräftigen
Grün.
Diese Farbänderung wird durch Stickstoff (N) in den Pflanzenzellen verursacht und
zeigt eine deutliche Erhöhung des Chlorophyllgehaltes im Grasblatt an, siehe
Abbildung 2.
Im Frühjahr mit steigendem Sonnenstand wird Zucker, das Produkt der Fotosynthese,
für die Pflanze wieder wichtiger und damit bekommt das Chlorophyll wieder
Bedeutung. Zunächst wird der Zucker aus den Reserven aktiviert. Den Durchbruch im
Frühjahr bringt jedoch die erste Stickstoffgabe mit verfügbaren Stickstoffformen.
Andernfalls müssten die Gräser warten, bis der Boden sich auf rund 12 °C erwärmt
hat und Mikroorganismen ihre Umsetzungsfunktionen im Boden beginnen und damit
pflanzenverfügbaren Stickstoff liefern.

Wurzelwachstum für Trockentoleranz
Junge, aktive Wurzeln nehmen Ammonium und Nitrat sofort auf und die Gräser
synthetisieren in großen Mengen Chlorophyll. Damit steigt die Fotosyntheseleistung
erheblich an und somit steht für Wachstumsprozesse mehr Zucker zur Verfügung.
Zunächst werden weitere Wurzeln gebildet, Grundlage für einen stressresistenten,
vitalen Rasen. Mit steigenden Temperaturen folgen neue, fitte und große Blätter mit
viel Fotosynthesefläche. Das führt zu einem weiter steigenden Zuckerangebot in den
Pflanzen und resultiert schließlich in der Bildung neuer Triebe.
In der Folge verwachsen sich Krankheitsstellen aus, werden Lücken und
Winterschäden geschlossen und Unkräuter oder Moose werden durch die dichter
werdende Grasnarbe verdrängt.
Vitale, stressresistente Rasennarben im zeitigen Frühjahr sind der Schlüssel für ein
gutes Rasenjahr. So in Form gebracht, kann es losgehen auf dichten, gesunden,
schönen Rasenflächen.